Der geneigte Leser möge
sich bitte den Text mit starkem Schweizer Akzent vorlesen. Das steigert den
Unterhaltungswert des Kommenden ungemein!
Wir schreiben den
20.Januar 2018 und unsere Reise beginnt in Neuss, einem Städtchen das sich
malerisch an die Hänge der Rheinufer schmiegt. Auf sieben Hügeln finden sich
allerhand Almen, die von den einheimischen urbar gemacht wurden. Im Hochsommer
feiert das Städtchen Abtrieb, wenn aus der ganzen Gegend die Ochsen durch die
Straßen gescheucht werden. Dafür werden diese besonders geschmückt, mit blauem
oder grünem Tuch umwickelt und an
die Tränken der Stadt geführt. Manch einer erlaubt sich einen Ulk und kleidet
die Ochsen sogar wie Pinguine. Ein Städtchen nach meinem Geschmack, mit viel Herz.
Doch jetzt, im Winter,
war das Leben nicht so prächtig. Es fror, ein bitterer Wind pfiff um die
Spitzte von St. Quirin und die braven Bürger des Städtchen duckten sich in die
Winkel ihrer Häuserfluchten, wenn sie vor die Tür gehen mussten. Eine
Reisegruppe aus dem Norden, richtige Nordlichter, bedurften meiner Dienste. Sie
wollten, nur zu ihrem Amüsement, den St. Fraß besteigen. Diese Gecken. St.
Fraß. Das legendäre Lebensmittelmassiv. Doppelt so hoch wie ein
normaler Cholesterinwert und so zugänglich wie der Spieß in einer
Strafdiskussion.
Aber Dienst war Dienst.
In der Bergbahn-Station in Neuss musterte ich die Truppe. Nur noch ein
Ortskundiger war dabei, der Ziegenpeter. Der Rest noch gänzlich ohne
Alpenveilchen. Ein ganz junger Spund war dabei, um ihm direkt alle Flausen aus
dem Kopf zu treiben, ließ ich ihn die Reisekasse verwalten. Eine Pflicht, die
in den hiesigen Gefilden sehr ernst genommen werden muss. Ohne eine stimmige
Kasse kann die Gruppe sich schnell entzweien und die Versorgung kommt zu kurz,
womöglich mit fatalen Folgen wie Nüchternheit oder Hunger.
In der Bergbahn-Station
deckten wir uns mit dem ersten Proviant ein und bestiegen die Kabine. Die
Stimmung war ansteckend ausgelassen und ich schöpfte Hoffnung, dass diese Tour
doch noch ein gutes Ende nehmen könnte. Ich Tor.
Kaum hatten wir die
Bergbahn auf Höhe der Spitze von St. Marien verlassen, von den einheimischen
auch „Dom“ genannt, traf uns die
erste Kölschlawine. Der typische Warnruf „Gaffel“ erreichte uns grade
rechtzeitig. Wir flohen in eine sichere Bleibe. Hier trafen wir auch Marc.
Dieser Bursche war so hoch geschossen, er erkannte die Lawine schon von
Weitem. Wir waren jetzt
vorsichtiger, und nach dem Abgang der Lawine setzen wir unseren Weg fort. Nach
einer guten viertel Stunde dann das nächste Unglück. Ein Rudel Früh fiel uns
an. Nur einigen Eingeborenen, sogenannten „Narren“ verdankten wir unser
überleben. Wir zogen in ihr heimeliges Haus und konnten so die Früh auf
Thekenabstand halten. Mir dämmerte, dass diese Tour ein Risiko war, aber das
waren Touren im Gebiet Colonia immer. Wenn die Narren sich auch seltsam
gewanden, so sind sie doch meist friedlich. Wir sollten noch viele von ihrem
Schlag auf dieser Tour sehen, denn es war ihre Hochzeit im Jahr.
Ein gutes Stück war nun
schon hinter uns und wir kamen gut voran. Da brach der lange Hans, durch einen
unglücklich gesetzten Tritt, in ein Peters ein. Der ganze Trupp stürzte
hinterher. Wir kamen erst zum Stehen, als wir uns zusammen an einen Kranz
klammern konnten. Wir fanden uns in einer spärlich beleuchteten Höhle wieder.
Hier erweckten wir die Aufmerksamkeit eines wilden Köbes. Doch zu unserer großen
Erleichterung war dieser uns freundlich gesonnen und wir konnten nach geraumer
Zeit seine Höhle verlassen. Nun waren wir unserem Ziel nicht mehr fern. Der
lange Hans brach sein Proviant bereits an und es gab eine Handvoll
Italienischer Semmeln. So gestärkt nahmen wir uns die letzte Etappe vor: Das Servus Colonia Alpinia. Eine
beschwerliche Strecke, die einen jeden von uns über zwei Maß verkostete. Ich
hatte mir den kurzen Hans an die Seite genommen. Zusammen stemmten wir eine
Platte Obatzer, bevor ich mir mit dem Ziegenpeter eine Ente zur Brust nahm.
Unser Ziel schien in greifbarer Nähe. Da entdeckte der kurze Hans noch
Kaiserschmarrn. Erneut sprang ich ihm zur Seite. Als dieser erledigt war, waren
wir da: St. Fraß. Acht mächtige Wampen streckten sich uns entgegen. War das die
Anstrengungen wert gewesen? Ja. Jede einzelne davon. Kurz darauf wurden wir
noch von einem Platz-Enzian und Walnuss-Guss überrascht. Doch unter den
Nachwirkungen des Erlebten ließen wir und davon nicht erschüttern.
Der Abstieg geschah im
gedanklichen Dunkel und wir erreichten Sicher die Bergbahn. Zurück in Neuss
kehrten wir noch zu einem Krug ein und freuten uns des Lebens. Ich hoffe dieser
Bericht hilft die wertvolle und einzigartige Kulturlandschaft des St. Fraß zu
schützen und zu achten. Wir haben die Völlerei von unseren Kindern nur geborgt!
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