Weiber und Mannen, heute will ich euch eine Mär
künden, die der Chroniken des Nordvolkes würdig ist. Eine Kunde voller List und
Tücke, das sie Loki, dem Listenreichen, selbst aus dem Geist hätte her stammen
können. Doch auch voller Mut, dass sie auch denen unter euch gefallen wird, die
sich Thor als Patron gesucht haben! Aber lasst mich nun beginnen mit dieser
Sage:
Es war zur Zeit der frühen Hitze, zur Mitte des
Jahres, da die Nordlichter schon seit drei Jahren gemeinsam durchs Leben zogen,
als auf der Furth, hoch oben im Norden der Stadt Neuss, zu einem großen Fest
geladen wurde, da sich das Weihefest des dortigen Tempels jährte. Einen jeden
zog es dorthin und es gab auch eine treffliche Heerschau, wie sie größer in
diesen Landen nur im Auguste gesehen werden kann. Zwei unserer Tapfersten, der
gute Leutnant und unser von Riesen stammender Spieß marschierten sogar selber
auf. Doch es wart so heiß dieser Tage, dass an Feiern kaum zu denken war.
Da
erhob sich unser Leutnant Patrick, der im Stadtheer nicht umsonst den feinen
Silberstreifen auf den Schultern trägt, und sah seinem Schicksal fest in die
Augen: Er hatte endlich einen Gegner gefunden, der seiner würdig war. So
forderte er die Sonne selbst heraus. Das Schicksal hatte es jedoch so gefügt,
das er nicht seinen grün-weißen Harnisch trug. Dieser war von den Göttern selbst geweiht! Stattdessen trug
er das schwarze Gewandt, in welches sich diejenigen schmiegen, die auf der
Furth die Scheiben schützen. Mit bloßen Händen kämpfte er gegen Sol Invictus,
nur seine weißen Handschuhe schützen ihn vor ihren Strahlen. Und das Unmögliche
geschah. Als die Welt schon dachte, es würde nie mehr Abend werden und Ragnarök
sei nun gekommen, rang der mächtige Patrick die Sonne zur zwölften Stunde des
Tages hernieder und sie fiel von ihrem hohen Thron. Ein jeder wurde Zeuge
davon, wie sie nun langsam, aber unaufhaltsam Richtung Horizont fiel und
Richtung Westen im Meer der Friesen versank. Der Sieg war errungen! Doch
Patrick war stark geschwächt von seiner großen Tat. Die tückische
Himmelsscheibe hatte ihn derart erwärmt, dass ihm schon das Bier in der Hand
warm wurde und er sich nun nicht mehr kühlen konnte. Und so musste er sich
ermattet in seine Kammer zurückziehen, um dort sein Gemüt zu kühlen.
Der Rest der Truppe war arg betrübt ob seines
Schicksals, und so beschloss man, seine Tat so zu ehren, wie es sich gehört:
Mit dem Trunk von vergorenem Weizen, Hopfen und Malz, dem Sang guter Lieder und
viel Tanz. Es war nun ein großes Zelt errichtet, wo man all diesem frönen
konnte, und eine muntere Truppe der Nordlichter zog unter der Führung ihres
Königs aus dem Norden, dem „goldenen“ Peter, dort ein. Diesen Namen hatte man
dem vierten König des Nordvolkes aufgrund seines hellen Haares auf Haupte und
Körper zugedacht.
Wie dem auch sei, zuvor traf diese Delegation noch ihren
Feldwebel. Dieser war jedoch recht seltsam gewandet. Ein jeder dachte erst an
eine Trübung des Blickes durch den Gott der Tücke, Loki, doch bald schon
streckten sie ihre Hände aus und merkten, dass unser guter Hans sich als Jäger
gewandet hatte. Wer neu in unserem Kreise ist, mag nun nicht verstehen, warum
wir zu Beginn so ungläubig waren. Doch es verhält sich nun so, dass das Volk
der Jäger in der Stadt für zweierlei bekannt war. Zunächst für ihre prächtigen
Blumenhörner, die von ogerstarken Mannen, den sogenannten „Höhnissen“ zur Schau
gestellt werden, und für ihren regen Zuspruch des Weingeistes und des Mets.
Dieser Zuspruch ist jedoch so rege, dass schon oft kein rechter Schildwall von
diesen Mannen mehr gebildet werden konnte. Möglicherweise ist dies alles aber
auch nur eine Mär und der Künder dieser Zeilen will hier mehr unterhalten als
getreulich informieren.
Hans klärte uns auf. Er sei interessiert an der
Lebensweise dieses Volkes und wolle ihre Sitten studieren und allem voran auch
manch einem aus diesem Volk kennen lernen. Wir waren nicht überzeugt, vermuten
eher noch bösen Zauber oder tückische Arznei. Also beschlossen wir ihn zu
begleiten und dieser Sache auf den Grund zu gehen. Zuvor jedoch kündete Hans, was es für eine Freude sei, den
Spieß seines neuen Zuges zu ärgern. Davon jedoch waren wir überzeugt, das
wusste ein jeder, warum er nicht? Ach ja, er war ja selber Spieß bei uns.
Nachdem wir unsere Zwerchfelle mit kühlem Trunk beruhigt hatten, schritten wir also in das Zelt ein, aus dem Sang und Musik schallte. Die roten Barden des Bundesfanfarencorps Neuss Furth spielten schmissig auf und niemand vermochte sich dem Zauber ihrer Klänge zu entziehen und es wurde viel getanzt und gelacht. Danach begaben sich die Nordmannen an die Bank des Jägerzuges unseres Feldwebels. Wir wurden kritisch beäugt. Es wurde uns jedoch auch geheißen, uns zu setzten und Gesellschaft zu leisten. Unser Narr Pascal wähnte sich in Gefangenschaft und ersann einen tollkühnen Plan, von hier zu türmen: Er zog sich eilig den Harnisch unseres Feldwebels an, der ihm jedoch drei ganze Zoll zu lang war und zog sich auch seinen Hut an. So gerüstet mit der „Jägerkappe“ tanzte er auf Stühlen und Bänken der Gastgeber herum und amüsierte sie mit seinen Späßen. Auch unser Manne Marc machte dabei mit und schon bald war kaum noch erkenntlich, wer Jäger, wer Nordlicht war. Nur der Spieß des Jägerzugs „Treue Further“ sah hinter den Schank und zückte bald seinen Knipser um unseren Hans für seine Nachlässigkeit mit seinem Harnisch zu strafen. Unser Hans regte sich noch etwas künstlich über alles auf. Dabei vergriff er sich auch in Wort und Ton gegenüber unserer stolzen Schildmaid Anna. Doch da hätte er so weise wie Patrick sein sollen und sich einen bezwingbaren Gegner suchen sollen, denn Anna nahm den Troist an und nach diesem Wortgefecht ging sie zum Jägerspieß und kündete von der Untat des Hans. Alsbald befand sie sich im Besitz dessen Knipser und rückte damit Hans auf den Leib. Dieser konnte sich ihrer nicht erwehren und Anna schoss ein um das andere Loch in seine Straflitanei. Weil Anna Hans jedoch nicht bis zu den Tränen beschämen wollte, beließ sie es bei wenigen Löchern und alsbald waren alle miteinander vertragen und es konnte noch zu den Klängen des Sound Convoy bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden.
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