Samstag, 3. August 2013

Das Schützenfest Logbuch



Das Neusser Bürger Schützenfest 2013 steht an und wir Nordlichter dürfen dieses Jahr zum dritten Mal den Maat erop, in diesem Jahr ganz besonders, als Zug nummer drei! Wie auch im letzten Jahr werden wir darüber in aller Ausführlichkeit berichten. Im Laufe der nächsten Wochen haben wir sieben fleißige Schreiberlinge auserkoren, die jeweils über einen Tag des Festes einen Logbuch-Eintrag erstellen werden, sodass wir am Ende des Schützenfestes sieben wunderschöne Berichte veröffentlichen können, um so auch die Perspektive der Schützen einmal ausgiebig darzustellen.

Wir hoffen einige schöne Anekdötchen zusammentragen zu können, um so eine schöne Erinnerung für uns und einen Einblick für den Leser erstellen zu können. 

Die Berichte werden an diesen Beitrag angehangen, sodass wir alle an einem Ort bündeln werden. 

Wir wünschen Ihnen schon jetzt einmal viel Spaß!

Ihre Nordlichter!






Oberstehrenabend 03. August 2013:









Und so ergab es sich am dritten Tage des Monats August, dass die treuen Nordlichter auszogen, ihren Oberst zu ehren. Zu diesem Anlass kleideten sich alle in den edelsten Gewändern, die ihre Schränke hergaben. Zur Vorbereitung auf den Marsch zu Ehren des Obersts wählten auch wir die weiten Ebenen nahe der ehrwürdigen Stadthalle. Hier fanden wir uns zusammen mit anderen Schützenvereinen ein (manche zur rechten Stunde, manche etwas später).

Schnell schlugen wir unsere Lagerstätte im Schatten des Clemens-Sels auf. In weiser Vorahnung stellte unser ehrenwerter König Hans-Jürgen I. ein Festmahl für seine hungrigen Mannen parat. Sein Vorgänger Kaiser Matthias versorgte uns mit gekühltem, gehopftem Trunk, als auch mit zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken.

Außerdem überreichte uns unser König seine diesjährigen Orden bereits zum Ehrenabend, da diese seiner Aufgabe als Spieß dienlich waren. Und es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Knipser verteilt waren, dies schadete jedoch nicht unserer Stimmung, denn auch unser nördlichstes Nordlicht Peter hatte sich eine Überraschung einfallen lassen: sein überraschendes Erscheinen.

Vor Beginn der Massenspeisung lieferte sich unser Oberleutnant Patrick noch ein Spiel um Leben und Tod mit Paul auf dem Metterasen, welches jedoch unentschieden endete, da einige übereifrige Nordlichter den Rasen stürmten. Eine spätere Wiederholung dieses Matchs entschied Max für sich, indem er ein gestreiftes, beflügeltes Ungeheuer, lediglich bewaffnet mit einem Buttermesser, enthauptete.

Nach diesem Spiel wandten wir uns dem Brot zu, welches in Form von reichlich belegten Mettbrötchen auf uns wartete. Währenddessen erprobten wir uns an einer neuen Disziplin. Die Frage lautete: Wer kommt über die Mauer? Dies erwies sich jedoch als höchst problematisch, da lediglich Sebi die Bedingungen zur Überquerung der Mauer kannte. Und somit dauerte es eine Weile, bis wir alle die Mauer erklommen hatten, um auf der anderen Seite überraschende Wahrheiten bei „Ich hab noch nie“ ans Licht zu bringen.

Als wir alle satt waren, wandten wir uns dem geliebten Hopfentrunk zu. Und auch unser tapferes Schneiderlein hatte wieder viel zu tun, da einige Hüte noch nicht ganz der Uniformordnung entsprachen. Außerdem gelang es uns, unseren Oberleutnant davon zu überzeugen, seinen neu erworbenen Schnurrbart zu verbergen und von seiner neuen Frisur abzulassen.

Wie bei den Nordlichtern üblich, gewann der Abend mehr und mehr an Heiterkeit, dennoch schafften wir es in diesem Jahr zum ersten Mal pünktlich an unserer Zugposition zu erscheinen, obwohl wir dieses Jahr an vorderster Front Stellung bezogen.

Auch das Marschieren fiel uns zu später Stunde doch erstaunlich leichter als in den Vorjahren. Nach dem Umzug fanden wir uns alle vor dem Weißen Haus ein und ließen den Abend auf Nordlichter-Art ausklingen.

Hans Schmitz









Königsehrenabend 10. August 2013:


„Was dem Wilden seine Keule, ist dem Schneider seine Nadel, dem Schreiber seine Feder, dem Kaufmann seine Kniffe, dem Bauer seine Herde, dem Edelmann sein Land, dem König seine Krone“.

Wie herrlich dieses Zitat von Johann Heinrich Pestalozzi doch zum Königsehrenabend passt, wenn man anfängt es von Hinten nach Vorne zu interpretieren:

Eine Krone im herkömmlichen Sinne trägt der Neusser Schützenkönig zwar nicht, dennoch mag der Königsehrenabend für S.M. Jörg I. Antony in seiner Schützenlaufbahn ein ganz besonderer Tag gewesen sein. Ihm zu Ehren verweilen die Schützen in der Stadthalle und lauschen der Laudatio und seiner Rede, für einen König die fast einzige Möglichkeit, sich den Schützen vorzustellen und seine Sichtweise zu vielen Themen Kund zu tun. Da nicht alle Schützen in die Stadthalle passen, nutzen viele Züge Jahr für Jahr die Gelegenheit, um ein kleines Biwak abzuhalten.

Und genau so taten es auch die Nordlichter. Auf wessen Edelmannes Ländereien wir uns zu befinden hatten wussten nicht alle Zugmitglieder so genau, denn aufgrund des schönen Wetters erklommen wir einen kleinen Berg am Stadtwald und schlugen dort unser Lager auf. Bei leckerem Braten mit Sauerkraut und Flüssignahrung genossen wir die Sonne und vertrieben uns die Zeit mit munteren Gesprächen, Seuchen-Quartett spielen und Musik hören (auch wenn über die Lautstärke ebendieser oft diskutiert wurde).

Und so wie ein Bauer seine Herde versorgt, tat es auch der Schützenkönig mit den Schützen, und zwar in Form von Königsordenverleihungen. Dieses Jahr durften wir unserem Leutnant Patrick, unserem Spieß Hans-Jürgen und unserem Schützen Marc herzlich zum Erhalt eines Ordens gratulieren.

Der Kaufmann und seine Kniffe – besser kann man unseren Zugkönig S.M. Hans-Jürgen I. gar nicht beschreiben! Denn er ist Feldwebel und Schatzmeister der Nordlichter in Personalunion, und „Kniffe“ ist wie ich find ein sehr schönes Wort für seine Knipszange, mit der er unsere Gesichter auf Plastikkarten schändet (manche sehen Parallelen zu Voodoo-Zaubern) und somit Geld in die Zugkasse treibt. Doch nur dessen Gesicht wird geschändet, wer seine Zunge nicht hütet und sich nicht zu benehmen und recht zu kleiden weiß; des Schreibers Feder saß zwar ordnungsgemäß am Hut, doch musste unser Sebastian Schneider dem ein oder anderen Schützen doch noch einmal mit der Nadel den Hut flicken.

Und am Ende des Abends zogen die Wilden mit den brennenden Keulen zu Ehren des Königs durch die Stadt. Ein letzter Umzug, bevor nach einer zweiwöchigen Pause das eigentliche Schützenfest, dem wir alle entgegenfiebern, so richtig beginnt...

Peter Damaschke













Samstag: Tag der Tempelsau














Liebe Schützenfreunde/innen (für die Feministen/innen), liebe Schützen, liebes Volk. Ich berichte von einem Tag, der in die Geschichte eingeht als der Tag des Schweins. Nicht astrologisch gesehen, obwohl diese Schwein auch etwas mit einem Stern zu tun hat. Doch das sind alles Sachen zu denen wir noch kommen werden.


Ein Tag, der vor allem eines war; regnerisch.
Doch nicht von Anfang an, zuerst hieß es Marsch, Marsch zu Hans. K., um dort unsere Kaserne aufzubauen. Es hieß also Acht Männer/innen und zwei Frauen/innen (für die Feministen/innen), eine Zeltplane, Stangen und kein Plan, der uns verraten hätte wie man das ganze jetzt handhabt.
Also Zehn Menschen/innen und eine Mission: Baut ein Zelt oder zumindest etwas Zeltähnliches. Einen Tempel oder ein Haus beispielsweise. Wir waren Jung, hatten das Abitur erworben und einige von uns waren gar im Besitz eines akademischen Titels. Doch schnell wurde klar: Wir hatten keine Ahnung davon, wie man die Stangen zusammen stecken musste, um ein Zelt aufzubauen. Doch zum Glück hatte einer von uns einen kreativen Kopf (diesmal nicht „eine“ denn das war definitiv ein Mann). Paul übernahm schnell die Koordination und dirigierte uns hierher und dorthin, was ihm darüber hinaus augenscheinlich viel Spaß machte.

Nach wenigen Dekaden stand der Tempel dann auch. Der Tempel der Juno, ein Bau der seinesgleichen Suchte. Gut vielleicht nicht das was, wir aufbauen sollten und es gab auch ein bisschen ärger von Hans, da wir seinen Rasen verunstaltet hatten, aber durchaus ein schniekes Bauwerk. Naja, auch wenn es kein Zelt war, konnten wir doch darin residieren und so waren alle zufrieden.
Ich meine sogar in einem Raum das Bernsteinzimmer erkannt zu haben. Aber das kann ich mir natürlich auch nur einbilden.


Als wir also mit diesem Mega-Projekt fertig waren, wurden wir verköstigt. Leider nicht mit Ambrosia und Nektar, sondern mit Bohnensüppchen. Aber die hätte auch den verdammt verwöhnten Göttern/innen geschmeckt. Habe ich was vom Aufbau vergessen?
Achja, wir hatten eine Krone! Ja man fragt sich jetzt: Wie? Eine Krone? Ja, eine Krone! Sogar eine echte. Von einem König, für einen König. Viel zu viele Monarchen dieser Tage. Es war eine große Krone, so groß, dass wir sie einem Windrad aufsetzten wollten, um es zum König der Windräder zu machen. Denken sie jetzt nicht, wir würden sie auf die „Krone“ nehmen. Da uns ein Windrad dann aber doch zu hoch war, setzten wir sie unserem König Hans aufs Häusschen. Leider wurde sie da zwar von unserem Tempel verdeckt, aber was soll man machen ohne Anleitung.


Nach einigen rituellen Opfern, (in Form vom süßen Nektar des Vergessens, oder halt einfach Bier) machte man sich dann auf den Weg ins traute Heim, um sich für den Abend fertig zu machen. Wir waren müde und auch erschöpft, denn so ein Tempelbauprojekt ist nicht so unanstregend, wie man meinen mag. Nichts desto trotz hieß es Anzug an, Hut auf und hinaus, hinaus auf die Straße, hinaus ins Leben, hinaus, hinaus weil Mutter uns raus wirft. Nein das tat sie nicht, wozu denn dann Anzug und Hut? Weil es hieß „Schützenfestsamstag“ und das bedeutete Fackelzug. Ohne Uniform, aber um trotzdem uniform zu sein, halt den schwarzen Anzug an. Die Nordlichter/innen trafen sich am Libero, welches uns mit Getränken versorgte, um uns die verstreichende Zeit bis zum Sternmarsch zu verkürzen. Da sehen sie: Es hat was mit einem Stern zu tun! Nachdem wir diesem lauschten und uns Tränen aus den Augen wischen mussten, ob aus Rührung, oder lachen über versaute SMS die man bekommt, das tut nichts zur Sache. Wichtig ist, man hat geweint. Wer zu hart war, wurde einfach gekniffen. Da soviel Tempel bauen, Sternmarsch hören und trinken auch hungrig macht, begaben wir uns ins ferne Osmanische Reich, um uns mit den Köstlichkeiten des Orients zu verwöhnen.
Sprich: Wir waren Döner essen.

Gesättigt und voller Lust auf das Kommende, begab man sich dann in die Hafenbar, wo wir uns einen köstlichen Schalk daraus machten, uns gegenseitig Zettelchen zu schreiben, ohne die Chargierten etwas davon wissen zu lassen (wir schrieben uns natürlich keine Zettelchen mehr, das macht man einfach nicht mehr. Nein, wir gingen mit der Zeit und schrieben SMS, wir sind ja so gerissen). Nach einigen Bahama Mamas, White Clouds, El`ninios und Bieren waren wir dann schon so am leuchten, dass Fackeln eigentlich unnötig gewesen wären. Holen mussten wir sie trotzdem und kurz danach ging es auch schon los.
Doch was war das? Während der Rest der Nordlichter/innen sich mit seinen Äxten bewaffnen durfte, zog die Zugsau/in mit einem Schwein. Ein blutrünstiges Tier, welches kaum zu Bändigen ward. Um so ein Monster/in zu bändigen, muss der Mann/in der es führt selber zur Monster/in / Sau/in werden.

Nach einigen Kilometern Marsch war der Fackelzug dann vorbei. Mann/in und Monster/in lagen sich in den Armen, beide des Zerrens überdrüssig. Alle erschöpft, müde und bereit ins Stroh zu fallen.
Oder in Hans Fall halt diesmal auf den Tempel Altar.



Ihre Zugsau, Feministen/innen Vertreter und Monster Bezwinger

Pascal Bongartz



 Sonntag:


Schützenfest-Sonntag, der schönste und zumeist anstrengendste Tag des Neusser-Bürgerschützenfestes. Um Punkt 7 Uhr waren Nils und Peter bereits in unserer Kaserne, um unter der Leitung unseres Feldwebels und zugleich Königs, Hans-Jürgen K., das Frühstück für die Kameraden vorzubereiten. Als 30 Minuten später auch der Rest der Truppe eintraf, fanden wir ein wundervolles und üppiges Frühstück vor, mit allem bestückt, was sich das Seemannsherz nur wünschen kann. Braten, Brötchen und Salate im Überfluss, zusätzlich noch alles an Trinkbarem, was zu einem vernünftigen Frühstück gehört: Kaffee, Saft, Sekt und Bier.

Gestärkt durch Frühstück und Bier konnte die Truppe nun auch die Aufregung ertragen, die nun kommen sollte. Es folgte das Antreten und die Frontabnahme durch unseren Feldwebel. Nun kam ein etwas schönerer Teil, die Verleihung diverser Auszeichnungen. Neben dem neu geschaffenen Papparazzi-Orden, der in diesem Jahr an Paul B. für das schönste Foto ging, kamen Zug- und Corpsnadeln, sowie Beförderungen hinzu. Wir gratulieren den neuen Oberschützen Hans S., sowie Max E. und den neuen Gefreiten Manni B. und Peter D. zu ihren Beförderungen.

Um 10:25 Uhr mussten wir dann zum Truppentransport zur Haltestelle „Neusser Weyhe“, um pünktlich um 10:45 Uhr am Wendersplatz zur Königsparade antreten zu konnten. Wie immer war die Parade grandios und dieses Jahr sogar noch besser, denn als 3. Zug im Corps ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch der WDR noch nicht das Interesse an dem Bild eines neuen Corps auf dem Markt verloren hat. Die in diesem Jahr also besonders gelungene Parade wurde nun noch mit einer Runde Hopfentrunk im Maxx begossen, bevor wir unsere verdiente Mittagsruhe im Nudelhaus einlegen konnten.

Gesättigt und ausgeruht ging es nun zum Antreten zum Festzug am Nachmittag. So manch einer hatte vielleicht auf den Ausfall gehofft, denn der Regen, der in der Zwischenzeit gefallen war hatte ausgereicht, einen gewissen Noah im Nachbarort dazu zu verleiten, eine riesige Arche zu bauen, doch der Umzug konnte (zumindest bis kurz vor Schluss) trocken über die Straßen gebracht werden.

Nach dem Umzug lösten wir uns dann für kurze Zeit voneinander um uns für den Schützenlustball frisch und/oder schön zu machen.

Dieser begann mit einem Schockmoment. Denn nicht die gewohnten harmonischen Klänge von Mrs Brightside, der Coverband, die wir sonst vom Ball gewohnt waren, drangen an unsere Ohren. Nein, wir vernahmen die Klänge der „Kölsche Bengel“. Schnell machte die Nachricht die Runde, dass dieser „Showact“ nur eine halbe Stunde spielte. Wir entspannten uns, tranken den ein oder anderen Malztrunk – passend zur Band wurde ein gewisses überpünktliches Kölsch gereicht – und feierten dann zum Nena-Special von Mrs Brightside den Ball wie gewohnt bis in die Morgenstunden. Hier wurde überliefert, dass ein gewisser Captain die Schlüssel der Stadthalle anvertraut wurden, denn wie sonst hätte er sie „zu machen“ können?

Simon Gielens













 Montag: Logbuch des Captains, 26.08.13










Die TS "Nordlicht" liegt nach einer stürmischen Nacht in den Gewässern der "Stadthalle" heute Morgen nun wieder ruhig in der "Nibelungenstraße" vor Anker. Da ich selbst mit nur einer Handvoll Männer, darunter "kriegt den Hals nicht voll"-Max und "heute nur Wasser"-Hans S., als letzer von Bord der "Pure Lust auf Sonntag" mich habe retten können, ist meine Stimmung eher flau. Aber Scheiß drauf, Kirmes ist nur einmal im Jahr!

Die Kombüse unter Smutje Hans K. übertrifft sich heute selbst mit Senfbraten, den weltbesten Kartoffeln auf allen sieben Weltmeeren und & und. Das hebt die Moral der Truppe! Es wird Seemannsgarn gesponnen, dass sich die Balken biegen. Ich selbst gebe eine Geschichte über eine nicht existierende Katzenfalle in der sich kein Igel verirrt hat, zum Besten. Nach großzügigem Schmaus ruft Leutnant Patrick "der Unzerstörbare" zum Appell. Doch da schlägt eine Bö in unser Zeltsegel und macht es sozusagen zum "Fliegenden Holländer". Mit vereinten Kräften zerren wir es aus windigen Höhen hernieder und werfen neue Anker in den Boden. Ein Blick auf das Stundenglas verrät mir, dass wir uns nun sputen müssen, wollen wir die letzten Südwinde erreichen. Schnell wird erneut abgezählt und wir verlassen unseren Heimathafen.

Durch einen freudigen Zufall erwischen wir sogar den "Schützenbus", der uns von der Furth in die Stadt schleppt. Hier angekommen, bilden wir Dreierreihen und begeben uns liederschmetternd zum Hessentor. Für diese Don-Kosaken-Chor-ähnliche Performance bekamen wir viel spontanen Applaus! Der Umzug verlief dann auch wie am Schnürchen. Durch das Losglück unseres Seewebels - Verzeihung Feldwebels – Hans, liefen/segelten wir dieses Jahr an allen Umzügen bzw. Flottenbewegungen an dritter Stelle. Hier war die Marschmusik deutlich besser zu hören wie in der Mitte der Flotte.

Nach dem Festzug begaben wir uns mit der ganzen Mannschaft auf die Festwiese, auf der unsere Meerjungfrauen bereits Bänke und Bankähnliche Tische aufgestellt hatten. Auf diesen ließen wir uns nieder (natürlich nicht auf den Bankähnlichen Tischen, das wäre Abstrus!) und entspannten unser geschundenes Fußwerk. Doch diese Freude war nicht von langer Dauer: Ein Schankweib brachte uns ein Fass flüssigen Halsgoldes (für unsere neuen Leser: wenn unverständliche Ausdrücke auftauchen, einfach "Bier" einsetzten). Doch "Achternmast"-Marc brach der Griff des Zapfhahnes ab - selbstverständlich aufgrund einer Materialermüdung. Niemals hat jemand Marc daneben schlagen sehen. Wirklich. Wie dem auch sei, steckte nun der Hahn, ohne sich öffnen zu lassen, im Fass. Das Schankweib "hellster Stern am Firmament" zog den Hahn also wieder heraus. Wer hätte gedacht, dass auch wenn der Zapfhahn mitsamt dem Fass nach oben gedreht wurde, sich aus solch bedachter Handlung sich ein derartiges Schaumbad für die Wiese entwickeln kann? Wenige Minuten und vergossene Liter später steckte ein neuer Hahn im Fass und die Pilsgenießer unter uns erfreuten sich an "stillem" Premiumpilsener.

Die Zeit verging wie bei Landgang und so mussten wir erneut Ausfahren zum Abendumzug. Da sich die Länge dieser Törn jedoch in nur wenigen Meilen ermaß, konnten wir alsbald in das Bermudadreieck des Neusser-Bürger-Schützenfestes, den Jägerball, einlaufen. Nachdem wir uns gut an zwei Bänken vertäuten, konnte unsere Expedition in das Habitat des gemeinen Jägers losgehen. Wir entdeckten alsbald einen Ort, den die Einheimischen als "Theke" titulierten. An diesem fanden wir, was wir zuvor nur vom Hören-Sagen der endemischen Bevölkerung kannten: Ein neues Getränk, ein "Punita". Der Medizinmann der Wilden richtete es aus Korn (nein, nicht das Getreide), Bessem Genever und Fanta her. Das mundete auch uns! Und plötzlich - ich weiß nicht mehr wie – waren wir das Piratencorps (ähnliches muss wohl auch Rhein ins Vergnügen passiert sein?!). Als sich nach vielerlei Tanz, Konsum und Freudentränen die Bänke um uns herum leerten und wir alleinig in unserer Ecke des Zeltes saßen, war uns bewusst: Wir haben gesiegt! So muss sich Hernán Cortés 1521 gefühlt haben. Nun dünnten sich auch unsere Reihen aus und wir ergaben uns der Versuchung, in die Kojen zu kriechen. Unser "schönster unter der Sonne"-Malte nahm dabei noch ein Indianermädchen mit aus dem Zelt. Mit dem charakteristischen Schützengruß "Gut Schuß!" verabschiedeten wir ihn und segelten mit einem hellgelben Boot in die heimischen Gewässer des Nordmeeres.

Captain der "TS Nordlicht"

Patrick Bongartz









 Dienstag:

Nun war es soweit, der letzte Tag des diesjährigen Schützenfestes war angebrochen. Ein letztes Mal in die Uniform schlüpfen, ein letztes Mal antreten, ein letzter Nachmittagsumzug und zwei letzte Höhepunkte mit der Königsermittlung und dem anschließenden Wackelzug.

Aber beginnen wir von Vorne:

Die letzten Tage hatten an der Mannschaft sichtbare Spuren hinterlassen, vor allem der vergangene Jägerball hatte sich in die Gesichter der Jungs eingegraben. Die Augenringe waren nicht mehr zu übersehen, die Müdigkeit ging um, die Augen waren noch trüb und sogar unser Malte hatte seinen vollkommenen Teint eingebüßt. Und doch war die Moral ungebrochen.

Glücklicherweise wusste unser Feldwebel Abhilfe zu schaffen. Er servierte uns wieder einmal ein Festmahl, das nicht nur die Lebenskräfte zu steigern vermochte, nein es stillte auch den enormen Hunger, der die Mannschaft peinigte und schwächte. Gesättigt von Speis und Trank war die Stimmung also plötzlich wieder auf Spitzenniveau und konnte nur noch durch die Ankunft des diesjährigen IKEA-Kataloges gesteigert werden. Von hier aus beste Grüße an Carl!

Leider konnte das Phlegma, das die Gruppe befangen hatte, nicht restlos vertrieben werden. Und so kam es, dass wir unseren Truppentransport ins Bierkrisengebiet der Stadtwerke Neuss verpassten und plötzlich unter Druck gerieten. Würden wir es noch pünktlich zum Antreten auf den Wendersplatz schaffen? Würde der Umzug gar ohne uns losziehen? Würde Malte je wieder so frisch aussehen, wie vor dem Schützenfest? Der nächste Bus kam laut Plan allerdings nur 5 Minuten später, wodurch die Panik noch nicht um sich griff.

15 Minuten später konnten wir dann endlich in den nun doch schon lang ersehnten Bus steigen. Die Ursache der Verspätung war leicht gefunden. Um der Busfahrerin allerdings an dieser Stelle nicht zu nahe zu treten, sage ich nur „Steuer“ und „Ungeheuer“. Den Zusammenhang kann sich jeder selbst zusammenreimen.

Nun, wir erwischten die letzte Frontabnahme und somit den Abschied des Königs Jörg Antony punktgenau und konnten auch am folgenden Umzug problemlos teilnehmen. Auf den Abschied eines Königs folgt folgerichtig (für unseren Oberleutnant natürlich „folgefalsch“) die Ermittlung eines neuen Königs. Dieser Programmpunkt hatte die Truppe seit Tagen fest im Griff. Die „Schleimerwanderkarte“ war zumeist durch diesen Punkt weitergereicht worden, die Spannung wurde unerträglich, denn unser guter Freund Christoph Napp-Saarbourg schoss mit drauf. Doch alles Daumendrücken, jede angezündete Kerze, jedes Stoßgebet, ja sogar Maltes zurückgekehrte Jugend konnten nicht verhindern, dass Rainer Reuß jun. den Vogel vor unserem Dropjänger Christoph von der Stange holte und somit unser neuer König wurde. Scheiss drauf, Kirmes ist nur einmal im Jahr und so jubelten wir natürlich auch für ihn aus vollem Hals.

Nach dem Höhepunkt ist vor dem Höhepunkt. Diese Feststellung wurde nun erst einmal mit reichlich alkoholhaltigen Getränken gefeiert (unser guter Mark schaffte es sogar irgendwie, das Fass leer zu bekommen), denn der Wackelzug stand an. Aus unbestimmten Gründen können die Ereignisse dieses Zuges nicht mehr im Detail rekonstruiert werden. Überliefert sind nur die Tatsachen, dass der Grundstein für das Piraten-Corps gelegt, ein Fahnenleutnant bereits dort aufgenommen und unsere Corpsspitze ausgiebig durch Schlachtrufe geehrt wurden. Der Rest des Abends geht in dunstigem Nebel der Erinnerungen unter, denn was im Wackelzug geschieht, bleibt im Wackelzug.


Leutnant der Nordlichter

Patrick Arnold
















Kirmesausklang:




Wie bei uns Nordlichtern üblich, begab es sich auch in diesem Jahr zu jenem traurigen ersten Tage nach dem Neusser Bürger Schützenfest, dass sich die glorreichen Helden der vergangen Tage heimlich und in zivile Gewänder gekleidet bei unserem Feldwebel einfanden, um die letzten Beweise gemeinsam zu vernichten und die Kaserne niederzureißen.

Unsere Gastgeber, S.M. Hans Jürgen I. und seine Mutter, hatten seit Sonnenaufgang in der Kombüse geschuftet und tischten uns erneut ein Festmahl auf, das Seinesgleichen sucht. Sofort stürzten sich die hungrigen Mannen auf Ebendieses und auch die holde Damenwelt bediente sich reichlich. Während die Schlacht am Buffettisch noch in vollem Gange war, machte sich eine Rotte durstiger auf um die Schätze des Kühlschrankes zu plündern.

Erst nach und nach legten sich die Wogen und langsam machte sich ein Sättigungsgefühl breit. Unser Oberleut… Verzeihung: Captain (!) Patrick Bongartz nutzte diesen Moment der Stille und gab den Befehl zum Abriss der Kaserne. Schnell waren Zelte, Bierbänke und –tische verstaut und man näherte sich dem logistischen Höhepunkt des Tages. Die zuvor auf dem Flachdach der Königlichen Residenz abgestellte Krone musste nun wieder an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Mit vereinten Kräften ließen wir die Krone hinab und verluden sie auf einen Anhänger.

Nach diesem Kraftakt kehrten wir ein letztes Mal ein im Wohnzimmer der Familie Kockelkoren, um uns bei Kaffee und Kuchen eine Aufzeichnung der Königsparade anzusehen und unsere Strafen vom Spieß entgegenzunehmen. Zugsau wurde wie im vergangen Jahr Pascal.

Nachdem wir die Highlights der Königsparade gesehen hatten löste sich die Runde auf und wir zerstreuten uns in alle Richtungen, so als sei nichts gewesen…

Max 







Krönungsumzug/Ball: Dreimal ist Tradition



Der letzte Höhepunkt des Schützenfestes ist für uns Chargierte der Krönungsumzug. In diesem Jahr trafen wir uns bereits lange vor dem Umzug, um das letzte Wochenende Revue passieren zu lassen. Voller Wehmut dachten wir an die zahlreichen, schönen Momente zurück und dachten schon über Verbesserungsmöglichkeiten im nächsten Jahr nach, denn wir sind nun wieder "vor de Dach" - also nur noch 360 Tage um alles vorzubereiten.

Nach einigen Kränzen leckerem Kölsch startete dann der lang ersehnte, letzte Umzug, der uns noch einmal durch die ganze Stadt führte. Neben dem obligatorischen Spalier-Stehen und Grüßen des neuen Schützenkönigs Rainer III. Reuss und dem Hohen Reitersieger, genossen wir auch noch ein letztes Mal unsere wunderbar mit Fahnen dekorierte Heimatstadt. Ach, was ist die Stadt doch immer schön Ende August!

Erschöpft von unserem langen Marsch durch die Innenstadt, freuten wir uns sehr über das kühle Bier, das unser Schützenkönig im Zeughaus für die Marschierer bereithielt. Nach kurzer Erfrischung, einem Händeschütteln hier und da, sowie einem Fotoshooting, ging es auch schon weiter in die Stadthalle. Dort angekommen grüßten wir nochmals unseren Schützenkönig, seinen Hofstaat und unseren Bürgermeister. Danach wurden die Löwenkopfsäbel eingesteckt; Das wars dann also wieder mal für ein Jahr.

Voller Energie und Lust, Schützenfest noch ein paar Stündchen länger ausklingen zu lassen, machten wir uns wieder auf den Weg zum Startpunkt unserer heutigen Wanderschaft durch Neuss - zurück zum Früh. Dort angekommen trafen wir auf Zugkamerad Peter und sein Nüsser Rösken Franzi, die uns bereits erwarteten und einen Tisch freigehalten hatten. Dank (erneutem Konsum) einiger Kränze Kölsch, der schnell zubereiteten Mahlzeit des Kochs und einer Runde Schnaps auf Kosten des Hauses, wurde es zu einem unvergesslichen Abend.

Hans-Jürgen Kockelkoren


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